Baumblüte lässt auf Naturverjüngung hoffen

Fichtenblüten streuen gelben Blütenstaub auf Autos und Fenster – und sind Potential für eine natürliche Waldverjüngung. Foto: T. Ullrich, HessenForst

(Kassel) Die Bäume in Hessens Wäldern blühen in verschwenderischer Pracht. Trotzdem geht es dem Wald am Tag des Baumes nicht gut. Sturm, Borkenkäfer und Pilze haben große Löcher in den Wald gerissen. Hessens Waldbesitzer stehen vor der Herausforderung, einen klimastabilen Mischwald auf den waldfreien Flächen zu etablieren. Dafür kann die Blütenpracht wertvoll sein.

Kraftakt nach Katastrophenjahr 2018

Zurzeit blüht es im Wald in nahezu verschwenderischer Art und Weise. Ein Kraftakt für die Waldbäume – und das, wo sie nach der Dürre des letzten Jahres noch geschwächt sind.
Die Baumblüten sind dabei mehr oder weniger auffällig. „Während Arten wie Vogelkirsche und Spitzahorn vor dem Austrieb junger Blätter auffallend weiß oder grellgrün blühen, nimmt man die Blüten von Eiche und Buche kaum wahr“, so Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst. Bei den Nadelbäumen fällt die Lärche mit ihren roten Blüten auf. Fichtenblüten bleiben oft unerkannt, liefern jedoch große Mengen von gelbem Blütenstaub. Da sie in der Regel zur gleichen Zeit wie der Raps blühen, schreiben viele die gelbe Staubschicht auf Autos und an Fenstern ihm zu. „Tatsächlich sind Rapspollen jedoch so schwer, dass sie der Wind nicht weit verweht. Es sind die leichten Pollen der Fichte, die sich nicht nur in den blühenden Baumkronen, sondern auch in der ganzen Landschaft verteilen“, sagt Gerst.

Nehmen, was die Natur gibt

Bis in den vergangenen Herbst hinein war es extrem warm, die Bäume litten unter enormem Trockenstress. „Die Bäume registrieren, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Um den Fortbestand ihrer zu Art sichern, bildeten sie viele Blütenknospen aus, damit aus vielen Samen viele Nachkommen entstehen können“, weiß Gerst. Forstleute sehen diesen Prozess mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn die Entwicklung großer Samenmengen schwächt die Bäume zusätzlich. Andererseits bieten Sie die Chance, dass sich auf entwaldeten Flächen von Natur aus wieder kleine Bäumchen entwickeln.
So wird HessenForst nicht alle freien Flächen bepflanzen. Vielerorts wird diese natürliche Verjüngung der Bäume genutzt. Jeder Same, der keimt ist eine Chance. Aktiv werden Försterinnen und Förster nur da, wo die Naturverjüngung ausbleibt, nicht dicht genug ist oder wo die aufkommenden Baumarten mit Blick auf den Klimawandel keine Zukunft haben.

Die Mischung macht´s
„Bei der Wiederbewaldung achten wir darauf, dass wir Baumarten etablieren oder fördern, die gut zu den Bodenverhältnissen passen und mit steigenden Temperaturen und weniger Niederschlag auskommen“, betont Gerst. „Zudem legen wir Wert darauf, dass Mischbestände entstehen. Wenn verschiedene Baumarten nebeneinander vorkommen und eine ausfällt, entsteht noch lange keine Freifläche.“
In Zukunft werden Baumarten, die mit Hitze und Dürre besser klar kommen als die meisten unserer heimischen Arten, an Bedeutung gewinnen. Roteiche, Esskastanie und Walnuss werden beispielsweise zwischen die bereits etablierten Arten gemischt. Bei den Nadelbäumen zeichnet sich die Douglasie als klimarobuste Art ab. Sie kommt aus Nordamerika und wird schon seit einigen Jahrzehnten in Hessens Wälder eingemischt.
Gelegenheit dazu gibt es mehr als genug: Seit Januar 2018 sind in Hessens Wäldern große Freiflächen entstanden. Stürme, Borkenkäfer und Pilze hinterließen sichtbare Spuren. Gerst blickt besorgt in die Zukunft: „Wir müssen leider in diesem Sommer mit weiteren nennenswerten Schäden rechnen. Das traumhafte, warme und trockene Frühlingswetter könnte für den Wald zum Alptraum werden.“

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