Waldschutz von poltischem Kalkül statt von Fachwissen geprägt

 

 

 

Wernigerode, 30. Mai 2013: Der Deutsche Forstverein hat sich anlässlich seiner 66. Jahrestagung im Jubiläumsjahr „300 Jahre Nachhaltigkeit“ kritisch zu den politischen Rahmenbedingungen für die Forstwirtschaft in Deutschland geäußert. „Es ist schon beschämend, wie unwissend über den Wald und ländlichen Raum fabuliert wird,“ sagte Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins (DFV). Man könne nicht einerseits das Hohe Lied der Förderung des ländlichen Raums singen, Wertschöpfung erhöhen wollen sowie eine nachhaltige Biomassenproduktion fordern und gleichzeitig großflächig Wälder aus der Nutzung nehmen. 

Über 30 Prozent der Landfläche in Deutschland sind bewaldet, und damit ist der Waldanteil deutlich höher als vor 300 Jahren. Die Holz- und Forstwirtschaft werden häufig von der Politik ignoriert, dabei stellen sie einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum dar, der zunehmend unter dem demografischen Wandel und dem Mangel an Arbeitsplätzen leidet.

Nachhaltige Holzproduktion nicht weiter einschränken

Der Forstverein kann nicht nachvollziehen, warum in einem rohstoffarmen Land auf die Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz verzichtet werden soll. „Einerseits wird in den Partei-Programmen der Holzhunger beklagt und von der internationalen Verantwortung für die Regenwälder gesprochen und andererseits will man die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland weiter einschränken. Das passt nicht mehr zusammen“, so Carsten Wilke.

Die international anerkannte hohe Qualität der deutschen multifunktionalen Forstwirtschaft ist unbestritten. Unter multifunktionaler Forstwirtschaft versteht man, dass nicht nur hochwertiges Holz produziert wird, sondern dass die Wälder gleichzeitig auch noch andere Leistungen für den Menschen und den Naturschutz erfüllen. „Die „gute forstliche Praxis“ von vielen Generationen von Förstern hat die Vielfalt der Waldbilder geschaffen, die Ausdruck unserer wertvollen Kulturlandschaften geworden sind. Unter der Handlungsmaxime der Nachhaltigkeit wurde der Generationenvertrag gelebt, dass nachfolgende Generationen gleichbleibenden Nutzen aus dem Wald haben“, so Wilke. In keinem Land der Welt ist die Liebe zum Wald so ausgeprägt wie in Deutschland.

Klimawandel erfordert Fachkompetenz

Die derzeit zu beobachtende Tendenz in der Politik, von immer mehr staatlicher Regulierung und gesetzlicher Reglementierung, löst nicht die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Die Politik hat vor zehn Jahren die Deregulierung der Finanzmärkte mit großen Verheißungen forciert - mit einem desaströsem Ergebnis. Nun verheißt Politik mit großer Staatsautorität und bürokratischen Vorschriften die nächste „Beglückung“ am Beispiel deutscher Wälder. Der Klimawandel stellt neue Anforderungen an den Wald. Dies erfordert viel Erfahrung und Fachkompetenz. Das forstliche Praxis- und Planungsinstrument, die sogenannte „Forsteinrichtung“ dürfe nicht von naturschutzpolitischen Interessen fremdbestimmt werden. Es stelle sich die Frage, ob der integrierte Waldschutz in Deutschland allein durch politische Richtungsentscheidungen oder doch eher von Erfahrung und Fachwissen gelenkt werden solle.

Stabile Rahmenbedingungen statt Partikularinteressen

„Die Politik muss für die Forstleute und Waldbesitzer stabile Rahmendbedingungen schaffen. Stattdessen gibt es ein Sammelsurium sich meist gegenseitig ausschließender Partikularinteressen. Kein nachlässiges Interessen-Puzzle, wie es vor Wahlen typisch ist, sondern nachhaltende auf Wissen und Erfahrungen basierende Forstwirtschaft ist die Lösung und nicht das Problem“, so Wilke.

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