Prägung des Nachhaltigkeitsbegriffs 1713

Sie finden Nachhaltigkeit modern?

Wir auch – seit 300 Jahren!

Berlin/Leipzig: „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde. Kaum ein anderes Schlagwort findet sich häufiger in den Medien. Und kein zweiter Begriff ist derart mit dem positiven Glauben an die Gestaltbarkeit der Zukunft verbunden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist seit Anfang der 90er Jahre zum Leitbild unserer gesamten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung geworden – und ist dabei doch schon viel, viel älter.

Genau 300 Jahre ist es her, dass der sächsische Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz das Prinzip des „nachhaltenden“ Umgangs mit Ressourcen am Beispiel der Wälder beschrieb. Es findet sich im ersten grundlegenden Lehrbuch der deutschen Forstwissenschaft, der „Sylvicultura oeconomica“, das 1713 auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde.
Von diesem denkwürdigen Tag an veränderte das Werk mit dem Untertitel „Hauswirthliche Nachricht und Naturgemäße Anweisung zur Wilden Baumzucht“ zunächst die deutsche und später auch die internationale Forstwirtschaft. Wälder sollten nicht, wie es bis dato überwiegend üblich war, nach Bedarf genutzt, sondern auf nachhaltige Art und Weise bewirtschaftet werden: Dem Wald sollte künftig maximal so viel Holz entnommen werden, wie durch forstliches Lenken und natürliches Wachstum wieder neu entsteht.

Dies ist nur eine stark verkürzte und vereinfachte Formel, denn aus den Gedanken des Sachsens Carlowitz für einen schonenden Umgang mit der gütigen Natur aus Verantwortung für künftige Generationen ist heute in und außerhalb der Waldbewirtschaftung eine – wortwörtliche – Wissenschaft für sich erwachsen.
Kaum ein in Deutschland entstandenes Prinzip sollte im Laufe der Jahrhunderte weltweit so viel Beachtung finden wie das der Nachhaltigkeit. Aber erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der Begriff allmählich von seinem forstlichen Hintergrund gelöst und Konjunktur in fast allen Bereichen des Denkens, Lebens und Wirtschaftens gefunden. So sehr, dass heutzutage viele Menschen das Leitmotiv der Nachhaltigkeit (engl. sustainability) vielen anderen Wurzeln zuordnen, aber nicht der frühen Forstwirtschaft, aus der es von den Vereinten Nationen Ende des vergangenen Jahrhunderts (Brundtland-Bericht 1987, Rio-Konferenz UNCED 1992) entlehnt wurde. 

Veranstaltungen erinnern an die Wiege der Nachhaltigkeit

„Wir Forstleute können selbstbewusst von uns behaupten, dass unsere Branche seit Generationen die Nachhaltigkeit lebt und längst handelt, während andere noch reden“, zeigt sich Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), stolz auf das 300. Jubiläum der Begriffsfindung durch Carlowitz. Mit vielfältigen Veranstaltungen und Maßnahmen wird die deutsche Forstwirtschaft 2013 den Menschen den Ursprung der Nachhaltigkeit sowie die Bedeutung von Wald und Holz und der Arbeit der Forstleute näher bringen. Waldbesitzer und Förster laden die Menschen ein, den Wald, die Arbeit der Försterinnen und Förster, sowie die Vorteile der nachhaltigen Holzverwendung neu zu entdecken. Dabei wird mancher überrascht sein, wie viele elementare Lebensbedürfnisse die 11,1 Millionen Hektar Wald in Deutschland zum Wohle aller sicherstellen und wie viele neue Anforderungen die Gesellschaft immer wieder an den Natur-, Wirtschafts-, Erholungs- und Freizeitraum stellt.

Das Jubiläumsjahr

Eine zentrale Veranstaltung findet zur Leipziger Buchmesse statt. Am 13. März lockt eine Historische Lesung ins Naturkundemuseum und am Folgetag wird Professor Klaus Töpfer eine Neuausgabe der „Sylvicultura oeconomica“ im Literaturforum vorstellen.

Im weiteren Jahresverlauf machen Ringvorlesungen an vielen deutschen Universitäten auf das Jubiläum aufmerksam. In Nachhaltigkeitswettbewerben können Studierende, Meisterschüler und „Computerfreaks“ ihre Kreativität zum Thema ausleben. Für Naturliebhaber gibt es eine Vielzahl an Erlebniswanderungen auf Prädikatswanderwegen sowie unterschiedliche Informations- und Erlebnisangebote. Die Gerolsteiner Brunnen konnten als Kooperationspartner gewonnen werden und mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) wird es eine gemeinsame Fachveranstaltung zum Thema geben. Auf der Abschlussveranstaltung im November wird an die Gewinner der Wettbewerbe der „Nachhaltigkeitspreis der Forstwirtschaft“ verliehen.

Informationen zum Jubiläumsjahr unter:
www.forstwirtschaft-in-deutschland.de